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Ältere Menschen als Opfer von Kriminalität

Was kann man selber tun

Herr Grothe
Der Arbeitskreis (AKS) Senioren als Vorbild im Straßenverkehr hat sich gemeinsam mit dem Seniorenbeirat über die Gefahr für ältere Menschen informiert, Opfer von Kriminalität und Gewalt zu werden. Es referierte der Beauftragte für Kriminalprävention des PK Helmstedt, Polizeihauptkommissar Harald Grothe und stand für Fragen zur Verfügung.

Gefahr für das eigene Heim
Vor Wohnungseinbrüchen schützen verschiedene Sicherungsmöglichkeiten, die den Tätern die Arbeit schwer machen können. Die Schutzvorrichtungen sind oft teuer und können Einbruchdiebstähle nicht ganz verhindern. Wird es dem Täter schwer gemacht, zieht er weiter zu weniger gesicherten Objekten. Neben dem materiellen Schaden haben die Opfer zusätzlich meist psychische Beeinträchtigungen. Waren Täter in der Wohnung, ist das Sicherheitsgefühl in den eigenen vier Wänden meist auf Dauer empfindlich beeinträchtigt.

Die Polizeistatistik zeigt nur die Spitze des Eisbergs
Die Ausführungen des Praktikers vom Polizeikommissariats Helmstedt wurden ergänzt durch die Ergebnisse der neuesten Untersuchung der Bundeskriminalamts "Sicherheit und Kriminalität in Deutschland – SkiD 2020“. Die Untersuchung ist im Internet verfügbar. Sie bezieht sich auch auf das sogenannte "Dunkelfeld“, also die Taten, die der Polizei nicht bekannt werden. Teilweise ist dieses Dunkelfeld riesig.

So hat sich herausgestellt, dass Opfer von Sexualdelikten -insgesamt- nur in etwa zwei Prozent der Fälle Anzeige erstatten. Fast 98 Prozent befinden sich somit im Dunkelfeld. Selbst schwerste Sexualdelikte wie "Sexueller Missbrauch
und Vergewaltigung“ haben ein Dunkelfeld von über 90 Prozent. Die Anzeigenquote bei Wohnungseinbruch beträgt nach dieser Untersuchung immerhin 87,6 Prozent, bei
Einbruchsversuchen nur 57,9 Prozent.

Viele Delikte werden überhaupt nur angezeigt, weil Versicherungsleistungen in Anspruch genommen werden sollen
und die Versicherung das verlangt (z.B. Diebstahl an und aus Kraftfahrzeugen). Anzeigen werden nicht gestellt, weil das Vertrauen in die Strafverfolgungsorgane fehlt und Unannehmlichkeiten im Strafverfahren (leider oft zu Recht) befürchtet werden.

Ist das Gerichtsverfahren abgeschlossen, sind die Opfer ungeschützt und die Täter bald wieder auf freiem Fuß.

Der eigene Pkw als Objekt der Begierde
Kraftfahrzeuge sind inzwischen sehr gut gesichert. Deshalb geht die Zahl der Diebstähle auch zurück. Die Fahrzeuge werden immer teurer, deshalb eine lohnende Beute. Die Täter sind inzwischen dazu übergangen, noch mehr kriminelle Energie aufzuwenden. Bei Wohnungseinbrüchen suchen sie nach Fahrzeugschlüsseln, mit denen sie die dazugehörigen Fahrzeuge entwenden. Neudeutsch heißt diese Vorgehensweise "Carjacking“.

Zunehmend werden Fahrzeuge mit Funkschlüsselfunktion geöffnet und entwendet. Dafür wird das Signal vom
Originalfunkschlüssel aufgefangen und mit technischen Mitteln verstärkt. Mit dem Signal lässt sich das geparkte Fahrzeug öffnen, manchmal sogar starten und wegfahren. Das geschieht sowohl auf Parkplätzen, als auch vor der eigenen Wohnung, wenn der Schlüssel in der Nähe des geparkten Fahrzeugs, z.B. am Schlüsselbrett im Eingangsbereich abgelegt worden ist. Oft sind die die Täter in Banden organisiert.

Funkschlüssel sollten in einem abschirmenden Behälter abgelegt werden.

Weiterhin gibt es die schlichten Täter, meist Drogen- oder Spielsüchtige, die die Scheiben der Fahrzeuge einschlagen
und selbst Sachen von geringem Wert stehlen. Geld und Wertsachen sollten deshalb nicht im Auto bleiben.

Fremde nicht in die Wohnung lassen
Betrüger sind "nette Menschen“
In vielen Fällen lassen die Opfer den oder die Täter – oft auch Frauen - in die Wohnung. Erstaunt erfuhren die Zuhörer,
mit welchem kriminellen Einfallsreichtum ältere Menschen um ihr Hab und Gut gebracht werden. Sowohl im eigenen Heim, über Computer und Telefon, als auch im öffentlichen Raum gelingt es Kriminellen immer wieder Seniorinnen und Senioren zu Opfern zu machen. Dabei werden Hilfsbereitschaft, Gutgläubigkeit, Einsamkeit und altersbedingte Beeinträchtigungen älterer Menschen schamlos ausgenutzt.

Bemerkenswert ist auch das geringe Risiko der Strafverfolgung, das die Täter eingehen. Die Anzeigenquote beträgt nur 40 Prozent, was noch der höchste Wert bei Betrugsdelikten ist. Also bei mehr als der Hälfte der Taten sind polizeiliche Ermittlungen überhaupt nicht möglich.

Die Aufklärungsquote bei den angezeigten Taten ist zusätzlich ebenfalls gering.

Waren- und Dienstleistungsbetrug wird übrigens nur in jedem fünften Fall angezeigt.

Mit vielfältigen Vorspiegelungen versuchen Täter in die Wohnungen hineinzukommen, besonders, wenn ältere
Menschen allein zu Hause sind. Meist sind die Täter zu zweit. Entweder werden beide Täter in die Wohnung gelassen
und einer entfernt sich unter einem Vorwand z.B. auf die Toilette und nutzt die Zeit zum Diebstahl. Als weitere
Variante lässt der Täter einen Komplizen unbemerkt in die Wohnung. Ein kurzer Griff auf die Türklinke im
Vorbeigehen und schon bleibt die Wohnungstür für den Mittäter geöffnet.

Neue Gesetze erleichtern den Tätern ihr schmutziges Handwerk
Der Einfallsreichtum der Kriminellen ist beeindruckend. Es geht über den angeblichen medizinischen Notfall, die
Ablesung von Zählern, die Überprüfung von Rauchmeldern, die Befragung für einen Mikrozensus, die Überprüfung
von Heizungen bis zu angeblichen Reparaturaufträgen durch die Hausverwaltung. Die Aufzählung ist natürlich nicht
abschließend. Zunehmend berufen sich die Täter auf gesetzliche Regelungen, in denen der Gesetzgeber
Kontrollverpflichtungen auferlegt und damit den Betrügern kriminelle Gelegenheiten einbaut.

Als sicherste Vorbeugungsmaßnahme sollten unangemeldete Menschen nicht in die Wohnung gelassen werden. Als
zusätzliche Sicherung kann ein Bügelschloss oder eine Vorhängekette das Öffnen der Tür auf einen Spalt beschränken.
Aufdringliche Täter können sich dadurch nicht gleich in die Wohnung drängen.

Berechtigte Personen müssen sich ausweisen und ihr Anliegen nachweisen
Ist das Betreten der Wohnung durch Berechtigte unvermeidbar, sollte ein Termin abgesprochen werden und eine
Vertrauensperson hinzugezogen werden. Ausweise müssen genau angeschaut und am besten abfotografiert werden.
Leider sind Ausweise leicht zu fälschen, aber ein Foto mit Lichtbild der Person ist wenigstens ein Ermittlungsansatz.
Ein Rückruf bei der Polizei, dem Wohnungsverwalter oder der (tatsächlich existierenden) Entsendefirma gibt
zusätzliche Sicherheit.

Größere Geldmengen und Wertgegenstände sollten nicht zu Hause gelagert werden. Geschädigten kann nur geraten werden, Hoffnungslosigkeit oder Scham zu überwinden und immer Anzeige zu erstatten. Der Umfang dieses Kriminalitätsfeldes zeigte sich daran, dass einige Teilnehmer an der Veranstaltung von
eigenen Erfahrungen berichten konnten.

Täter kommen unangemeldet und ungebeten über Telefon oder Online
Der altbekannte Enkeltrick kann nur in den seltensten Fällen aufgeklärt werden, da die Telefonanrufe häufig von
Anrufzentren aus dem Ausland durchgeführt werden. Wenn tatsächlich einmal ein "Abholer“ des erpressten Geldes
festgenommen werden kann, wird er meist unverzüglich nach der Personalienfeststellung wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Behauptung, er sei nur der Bote und keinesfalls Mittäter, lässt sich meist nur schwer widerlegen.

Täterhintergrund sind meist bandenmäßige Strukturen, die nur aufwändig über langjährige Ermittlungsmaßnahmen geklärt werden können. Die Ermittlungen sind zudem personalaufwändig und auch teuer, weil meist viele Dolmetscherstunden bezahlt werden müssen und internationale Zusammenarbeit erforderlich ist. Es entsteht der Eindruck, dass die Verfolgungsbehörden Ermittlungsverfahren in dieser Banden- bzw. sogar Clankriminaliät möglichst meiden. Viele Betrugsversuche werden durch die aufgeklärten, misstrauischen Opfer erkannt.

Herr Grothe gab wertvolle Hinweise, wie man sich vor Betrug schützen kann. Ungebetene Telefonanrufe sollten sofort beendet werden, auch wenn sich das Gegenüber freundlich meldet. Niemand muss sich ein Telefongespräch von
dreisten oder aufdringlichen Anrufern aufzwingen lassen.

Vor allem ist die im Telefondisplay angezeigte Rufnummer häufig gefälscht. Ein Rückruf sollte nicht über die
angezeigte Nummer gemacht werden, sondern über die bekannten Nummern der örtlichen Polizeidienststelle oder über
den bundesweiten Notruf "110“. Ein aktueller Betrugsversuch am Telefon ist ein "Notfall“, auch wenn der Beamte in
der Notrufzentrale anderer Meinung sein sollte.

Der Computer ist ein Einfallstor für Kriminelle
Im digitalen Raum hat sich ein Eldorado für Kriminelle entwickelt. Die Teilnehmenden berichteten aus eigener
Erfahrung über zahllose Angriffe im Internet. Begriffe wie "Cybercrime“ "Phishing“, "Skimming“,
"Identitätsdiebstahl“, "Kreditbetrug“, "Überweisungsbetrug“, "Computersabotage“ und viele mehr ließen die Zuhörer
staunend zurück.

Tatsächlich ist die Anzahl der angezeigten Taten nur ein Bruchteil der wirklichen Kriminalität. Bei den meisten
Delikten ist die Aufklärungsquote erschreckend gering. Meist sind die Täter nicht zu belangen, weil sie aus dem
Ausland agieren. Die Arbeit der Ermittlungsbehörden wird durch den Datenschutz erschwert.

Lediglich die Betrügereien von meist Kleinkriminellen über Verkaufsplattformen wie E-bay werden häufiger
aufgeklärt.

Schutz können nur ein gutes Virenschutzprogramm und ständiges Misstrauen bieten. 37 Prozent verzichten z.B. aus
Vorsicht auf Online-Bankgeschäfte.

Unsicherheitsgefühl im öffentlichen Raum beeinträchtigt die soziale Teilhabe
Immer wieder wird die Sorge älterer Menschen vor Kriminalität im öffentlichen Raum gesprochen. Um sich vor
Kriminalität zu schützen, meidet ein Großteil der Bevölkerung nachts bestimmte Orte - 44 % - oder die Nutzung des
öffentlichen Personenverkehrs -37 %– dies gilt besonders für Frauen - 58% bzw. 52% -.

Zum Schutz von Kriminalität tragen 1,5% der Bevölkerung ab 16 Jahren häufig oder sehr oft ein Messer und 3,8%
Reizgas bei sich. In absoluten Zahlen bedeutet das einen erheblichen Bewaffnungsgrad.

Vor einer Bewaffnung z.B. mit Reizgasspray und Schreckschusswaffen warnte der Fachmann. Der Umgang damit muss geübt werden. Täter könnten die Waffen entwenden und damit das Opfer zusätzlich schädigen. Er demonstrierte ein wirksames Mittel. Ein Alarmgerät befindet ich in der Handtasche. Beim Diebstahl wird ein schriller Alarm ausgelöst. Kein Dieb trägt eine quäkende Handtasche mit sich herum.

Tatsächlich sind ältere Menschen zwar sehr verletzlich aber relativ selten Opfer von Gewalt. Nach der Polizeistatistik
sind ältere Menschen zwar relativ selten Opfer von Kriminalität im öffentlichen Raum – das Unsicherheitsgefühl ist für
die Menschen aber sehr real und schränkt sie bei der Teilnahme am öffentlichen Leben erheblich ein.

Der AKS "Senioren als Vorbild im Straßenverkehr“ wendet sich an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung:

"Nehmen Sie unser Unsicherheitsgefühl endlich ernst“!

Bilder zum vergrößern anklicken.


Beitrag von:
Wolfgang Schmidt
Vorsitzender Arbeitskreis
"Senioren als Vorbild im Straßenverkehr“

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